Frau Margrit Obrist, Bewohnerin

«Ich möchte erleben, dass auch aus meinen Urgrosskindern etwas wird.»

Margrit Obrist ist 93 Jahre alt und seit drei Jahren im süssbach. Sie hofft, eines Tages ihren Mann wiederzusehen, der vor 25 Jahren gestorben ist. So ganz sicher ist sie sich aber nicht, ob das klappt.


Manchmal ist das Glück nur einen Katzensprung entfernt. Bei Margrit Obrist war es der Junge, der junge Mann, der ebenfalls in Rüfenach bei Brugg aufwuchs, nur ein paar Häuser entfernt. Als das erste Kind unterwegs war, heirateten sie. Das war 1949. Es folgten drei weitere Kinder, insgesamt vier, zwei Buben, danach zwei Mädchen. Noch heute, 2022, ein Vierteljahrhundert nach seinem Tod, sagt Margrit Obrist: «Er ist mir alle Tage noch präsent. Ja, das ist ewige Liebe, ich hätte wieder heiraten können, aber ich wollte nicht. Ich dachte immer, so einen, wie ich gehabt habe, bekomme ich nicht mehr und einen anderen will ich nicht.» Am schönsten waren immer die gemeinsamen Ferien: «Da konnten wir alles hinter uns lassen und haben uns wiedergefunden.» Die Flitterferien verbrachte das junge Paar in Italien und später, als die Kinder aus dem Haus waren, fuhren sie oft nach Jugoslawien zum Baden.

Margrit Obrist freut sich zwar darauf, ihren Mann bald wiederzusehen, aber sicher ist sie sich nicht: «Wenn man wirklich alles glaubt, was in der Bibel steht, sehen wir unsere Leute wieder. Es kann doch nicht alles erlogen sein. Ich würde es gern wissen, aber niemand kann uns etwas sagen.»

Doch obwohl ihre Singstimme nicht mehr zum Einsatz kommt und auch das Turnen allmählich mühsam wird, hat sie viel Freude im Leben. In erster Linie sind das natürlich ihre Kinder, die sieben Grosskinder und die Urgrossenkel. Aus allen ist etwas geworden; ein Grosssohn hat es sogar zum Botschafter von Kanada in Ghana gebracht, wo demnächst das 11. Urgrossenkelchen zur Welt kommt. Sie kann sich auch über die kleinen Dinge des Alltags freuen, etwa über die Runde, die sich regelmässig zum Jassen und Reden trifft. Und sie hat noch einen Wunsch: «Ich möchte erleben, dass auch aus den Urgrosskindern etwas wird.»