Heinz Meuwly, Bewohner
«Ich bin zufrieden, so wie ich bin, mehr brauche ich nicht.»
Heinz Meuwly, im Dezember 1941 geboren, ist vor zwei Jahren in den süssbach gekommen, weil der Tod seiner Frau ihm fast das Herz gebrochen hat. Früher arbeitete er Nachtschicht bei einem Sicherheitsdienst. Heute hilft er jeden Tag tatkräftig in der Küche seiner Station mit.
Heinz Meuwly ist bisher immer gut zurechtgekommen im Leben; grössere und kleinere Alltagsprobleme löste er zusammen mit seiner Frau und zum Wohl von anderen. Aufgewachsen bei seinen Eltern in Zufikon bei Bremgarten arbeitete er als junger Bursche auf einem Bauernhof und nach der Hochzeit bei einem Sicherheitsdienst, immer nachts, in Zürich und Baden, im Dunkeln in den grossen Fabrikhallen, da sei er schon manchmal erschrocken … schöne Jahre waren das, aber nichts für immer. Zumal seine Frau nicht so glücklich war mit der Situation: «Am Tag konnte ich nicht immer gut schlafen und dann hat die Frau gesagt, sie wäre froh, wenn ich wechsle. Da habe ich geschaut, dass ich ins Kabelwerk komme.» Da war er dann 35 Jahre lang, davon 15 Jahre als betriebsinterner Briefträger. Seine Frau hat derweil in einem Altersheim und später in der mobilen Seniorenbetreuung gearbeitet, und zusammen haben sie in einer Tagesklinik Kinder betreut: «Wir haben keine Kinder gehabt, aber wir sind trotzdem glücklich gewesen. Einmal war da so ein ganz kleines, das war gerade zwei Monate alt, das haben wir gerngehabt.»
Vor lauter Arbeit ist bei den Meuwlys die Freizeit manchmal zu kurz gekommen. Nach der Pensionierung haben sie das nachgeholt mithilfe des Generalabonnements der SBB. «Da sind wir ins Tessin, mal nach Genf gegangen, mal nach Lausanne. Die ganze Schweiz haben wir bereist. Wir haben nicht so Ferien gemacht, wo man woanders schläft. Wir sind einfach gegangen und dann wieder heim.»
Und dann, nach 51 Jahren Ehe, starb seine Frau. Ihr letztes Lebensjahr verbrachte sie im Rollstuhl, ihren Mann immer an ihrer Seite, immer, im Spital, bei den vielen Arztbesuchen, im Haushalt, in der Küche, wo sie zusammen Rösti und Apfelmus gemacht haben. Nach ihrem Tod kam der Zusammenbruch, eine Herzattacke, ein Stent, drei Wochen Reha. «Ich bin einfach nicht zurechtgekommen», sagt Heinz Meuwly, «mit Computer und Handy und so Zeug.» Ohne seine Frau war das einfach nicht mehr seine Welt. Sein Neffe hat ihn im süssbach angemeldet. «Jetzt geht’s mir eigentlich wieder besser», sagt er, man richtet ihm jeden Tag die Tabletten, und damit ihm nicht langweilig wird, hilft er in der Küche, Tisch decken, Essen holen, abwaschen für mehr als 20 Personen. «Und hier gehe ich immer auch turnen, in der Pro Senectute. Man muss etwas machen, ich bin ja jetzt schon 81, man muss sich bewegen. Andere hocken vor dem Fernseher und gehen nicht laufen, da dreh ich durch.»
Seine Frau ist immer bei ihm. Jeden Tag geht er auf den Friedhof. Bewegung statt Bildschirm ist wohl eins der besten Rezepte für ein gesundes zufriedenes Leben.