Daniel Schatzmann, Bewohner

«Ich habe viele Freunde hier. Freundlichkeit kostet ja nichts.»

Daniel Schatzmann, 84 Jahre alt, ist auffallend sportlich, schlank, körperlich und geistig in Topform. Er ist 2014 nach einer Streifung zusammen mit seiner Frau Rosmarie in den süssbach gezogen. Inzwischen ist er Witwer und gesundheitlich wieder so fit, dass er auch selbstständig in einer Wohnung leben könnte. Will er aber nicht: «Mir gefällt das hier.»


Daniel Schatzmann ist unverwüstlich und zutiefst lebensbejahend, wie so viele seiner Generation. Mehrere Herzinfarkte und andere Schicksalsschläge konnten den gläubigen Christen nicht aus der Bahn werfen und ihm auch nicht die Freude an der sportlichen Bewegung nehmen. «Ich stehe jeden Morgen um 6 Uhr auf. Zuerst trinke ich ein Glas lauwarmes Wasser wegen des Kreislaufs, mache meine Übungen, dann gemütlich frühstücken und nachher spazieren gehen, nachmittags sowieso immer. Ich muss mich einfach in Bewegung halten, dann ist mir wohl.» Sportlich war er schon immer. Kunstturnen, kegeln, joggen, wandern, bergsteigen – und das alles neben seinem Beruf als Briefträger! Und die Sommerferien nutzte er, um das Bedürfnis nach Bewegung mit dem Bedarf, ein Zubrot zu verdienen, zu kombinieren: Er arbeitete bei einem Bauern in Hausen bei Brugg und bekam als Lohn im Herbst zwei Säcke Kartoffeln. Ist das nicht ein bisschen wenig? So fragt man aus heutiger Sicht. «Ja, das ist ein bisschen wenig. Ich meine aber, ich bekam dort immer Essen und zwischendurch Eier und manchmal ein bisschen Fleisch und so. Das war schon gut so.»

Er meistert das Leben mit allen Höhen und Tiefen, klaglos und pragmatisch. So wie sein Vater, der nach dem Freitod seines jüngsten Sohnes, also Daniels Bruder, nahezu erschreckend realistisch reagierte: «Was passiert ist, ist passiert, was willst du tun? Es ist jetzt einfach so und fertig.» Daniel Schatzmann konnte mit dieser Haltung sogar den plötzlichen Tod durch Herzschlag seines jüngeren Sohnes bewältigen und andere Tiefschläge des Lebens. Als seine Frau schwer erkrankte, verzichtete er auf die Spitex: «Hab eingekauft, gekocht und gewaschen und was so anfällt im Haushalt.» Bis er selbst eine Streifung erlitt und zusammen mit seiner Frau in den süssbach zügelte. Hier geniesst er die gute Aussicht, die er vom vierten Stock aus auf den Bruggerberg hat, und: «Ich habe hier viele Freunde. Freundlichkeit kostet ja nichts. Und wenn Gedanken kommen, lasse ich nur die schönen zu, die anderen lasse ich sein. Dann bin ich glücklich.»

Eine wesentliche Säule seiner Gelassenheit und Lebensbejahung ist sein Glaube. Er ist reformiert, hat jedoch eine recht entspannte Haltung gegenüber den unterschiedlichen Konfessionen und nahm gelegentlich auch an katholischen Gottesdiensten teil. «Ich sage mir immer, wir haben nur einen Herrgott, wieso soll ich das nicht machen?» Gute Frage. Die Antwort können ihm wohl nur Menschen geben.