Damaris Zuckschwert, Mitarbeiterin Reinigung

«Für mich ist die Reinigung das Paradies. Ich hatte noch nie einen so guten Job wie hier.»

«Ich habe zwei Zuhause», sagt Damaris Zuckschwert. Tansania ist ihr erstes Zuhause, und die Schweiz, wo sie seit 2003 lebt, ihre zweite Heimat. Es gebe da allerdings einen grossen Unterschied.


Seit vier Jahren arbeitet Damaris Zuckschwert im süssbach und es gefällt ihr noch immer so gut wie am ersten Tag. Während sie das erzählt, strahlt sie, wie man es gelegentlich bei Ehepaaren sieht, die nach Jahrzehnten der Ehe noch wirken wie nach dem ersten Kuss. Sie arbeitet im Reinigungsteam und sorgt dafür, dass die Zimmer der Bewohnerinnen und Bewohner makellos sauber sind, ebenso die Praxis- und Behandlungsräume im Medizinischen Zentrum. Mit der Sauberkeit ist es ja so, dass sie in der Regel erst dann ins Bewusstsein gelangt, wenn der Blick auf einen Fleck, eine Staubfluse fällt. Im süssbach dagegen gibt es einfach keinen derartigen Blickfänger, weil alles wie selbstverständlich sauber ist. Gerade jetzt, in dieser besonders hygienebewussten Zeit, ist es eine grosse Erleichterung festzustellen: Hier ist alles perfekt. Dennoch klingt es zunächst überraschend, wird aber durch den blossen Augenschein bestätigt, wenn Damaris Zuckschwert sagt: «Für mich ist die Reinigung das Paradies. Ich hatte noch nie einen so guten Job wie hier.» Ihr gefällt die Arbeit an sich, aber auch der Teamgeist und die Selbstverständlichkeit, mit der sie selbstständig und «in Ruhe» ihre Arbeit machen kann. Das heisst: Niemand redet ihr rein, und ihre Chefin packt mit an und ist als Ansprechpartnerin präsent, wenn Fragen auftauchen. Das klingt angenehm unaufgeregt, so wie man es sich als Mitarbeiterin nur wünschen kann. Damaris Zuckschwert hat jedoch lange genug in anderen Firmen gearbeitet, um zu wissen, dass ein solch motivierendes Arbeitsklima nicht überall verbreitet ist.

Vielleicht strahlt Damaris Zuckschwert deshalb so herzerfrischend, weil sie weiss, dass es ein Glücksfall und keine Selbstverständlichkeit ist, wenn es im Leben rundläuft. Als Zehnjährige ist sie mit ihren Eltern und Geschwistern von Kenia nach Tansania gezogen, und 2003 kam sie in die Schweiz, da war sie 25. Sie ist verheiratet; ihr Mann hat früher bei der Firma Zuckschwert Natursteinwerk in Staufen AG gearbeitet (er ist unterdessen pensioniert), und der 16-jährige Sohn absolviert gerade seine Lehre dort. Einmal im Jahr besucht sie ihre Mutter in Tansania, und ihre Schwester samt Sohn hat sie schon dreimal in der Schweiz besucht.

Worin besteht der grösste Unterschied in der Mentalität oder Lebensweise zwischen Kenia und der Schweiz? «Das ist total verschieden», antwortet Damaris Zuckschwert und lacht. «Ich bin glücklich hier, jetzt ist das hier meine Heimat. Schweiz und Afrika, beides, eines allein geht nicht.» Der wesentliche Unterschied bestehe im Zusammenleben: In Kenia sei man praktisch nie allein, sondern immer mit der grossen Familie zusammen, mit Nachbarn und Freunden. In der Schweiz dagegen lebten viele Menschen allein und hätten meistens eine kleine Familie. «Hier, das gefällt mir», sagt sie. «Am Anfang war es nicht einfach, aber jetzt ist es gut.»