Arnold Wyssling, Bewohner

«Alle sind immer freundlich und begegnen uns mit einem Lächeln.»

Arnold Wyssling, 81 Jahre alt, erobert die Herzen seiner Mitmenschen vom ersten Moment an. Das war auch damals so, als er eine schöne Frau im Zug traf: Drei Tage später kaufte er ihr ein Kleid für die Hochzeit und ist noch immer verliebt wie am ersten Tag.


Wer Arnold Wyssling trifft, hat sofort gute Laune. Er sprudelt nur so vor Energie, lacht viel und ansteckend und hat gleichzeitig ein feines Gespür für sein Gegenüber und seine Umgebung. Er fühlt sich im süssbach wie in einem «wunderschönen Schlosshotel». Seit fast zwei Jahren lebt er jetzt hier, zusammen mit seiner Frau Lisbeth. Sie ist ihm damals gleich aufgefallen, im Zug nach St. Moritz. Er zögerte nicht lang, lud sie in St. Moritz zum Kaffee ein, schrieb ihr einen Brief … das ist jetzt etwa 50 Jahre her. Sie konnte zwar keine Kinder bekommen, aber dafür gut kochen. «Es ist einfach ein Traum, mit ihr zu sein. Lisbeth ist eine Lustige, sie ist auf alles eingegangen, das hat immer funktioniert vom ersten Tag an.» Mit ihr zusammen konnte er in Kanada sogar in den Nachtklub gehen, und als sie gemeinsam in Hamburg waren, gab sie ihm bei seinem Alleingang auf der Reeperbahn in weiser Voraussicht nur zehn Mark mit.

Sie sind oft und gerne zusammen verreist, Arnold hat alles organisiert und Lisbeth hat es mitgemacht, Kaffeefahrten, Flussschifffahrten – die Donau entlang von Passau bis ans Schwarze Meer –, auch Transatlantiküberquerungen von Rotterdam bis Montreal/Kanada. Er erzählt so lebhaft und detailreich, als sei er eben erst von Bord der MS Batory gegangen, auf der er mehrmals Passagier war. Bekannt wurde das polnische Motorschiff durch den Beinamen «Lucky Ship», glückliches Schiff, weil es alle Gefahren des stürmischen Meeres gemeistert hat; und ebenso hat Arnold Wyssling im Leben stets den richtigen Kurs genommen.

Seine Erinnerungen und Gedanken hält der 81-Jährige in langen, berührenden Briefen fest, die er schon seit seiner Jugend täglich schreibt. Nebenher findet er Zeit, seine zahlreichen Kontakte zu pflegen. Einsamkeit im Alter – davon hat er in der Zeitung gelesen. Für ihn war das nie ein Thema. Schon in der Klosterschule Toggenburg begeisterte er sowohl die Mitschüler als auch die Menzinger Schwestern, die dort als Lehrerinnen tätig waren, mit jugendlichem Charme. «Die haben geschaut, ob man anständig ist mit dem Personal, mit den Leuten und so, dann hat man ein Gespräch geführt, die Lehrerin hat ein Schreiben gemacht und dann war das gut.» Später arbeitete er 38 Jahre lang im Kabelwerk Brugg und erlebte beim Prüfen von Telefonkabeln ein Stück Schweizer Industriegeschichte hautnah mit.

Die Herausforderungen, die ihm im Laufe seines Lebens begegnet sind, hat Arnold Wyssling immer pragmatisch, unbefangen und kreativ gemeistert. Er ist Mitglied im Gospel Center Brugg, einer evangelischen Freikirche: «Wenn ich ein Problem habe, können wir eine Seelsorge hinzuziehen, und wenn wir in den Kabelwerken ein Problem hatten, konnten wir diskutieren und dann war es weg. Man muss eben rechtzeitig Hilfe holen, nicht im letzten Moment.»